Phönix-ETS

Für eine energieneutrale Zukunft

Bericht zur historischen und zukünftigen Entwicklung der Energiepreise

Dieser Bericht analysiert die Entwicklung der Energiepreise in Deutschland von der Industrialisierung bis in die Mitte des nächsten Jahrzehnts. Er zeigt auf, dass die Preisdynamik der Energieträger keineswegs linear verläuft, sondern von zyklischen Mustern und fundamentalen Zäsuren geprägt ist, die durch technologische, wirtschaftliche und geopolitische Ereignisse ausgelöst wurden. Während die erste Phase der Industrialisierung von der Kohle dominiert wurde, ermöglichte billiges Erdöl das Nachkriegswirtschaftswunder, bevor die Ölpreiskrisen der 1970er-Jahre die Fragilität der Versorgung offenbarten. Die jüngste Energiekrise 2022/2023, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, verdeutlichte die fortbestehende Anfälligkeit gegenüber geopolitischen Risiken.

Die zentrale Schlussfolgerung lautet, dass die Energiemärkte vor einem fundamentalen Wandel stehen. Die globale Nachfrage nach fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle wird nach Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen und danach schrittweise zurückgehen. Gleichzeitig sorgt der massiv vorangetriebene Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland dafür, dass die Börsenstrompreise perspektivisch sinken oder stabiler werden. Ein potenziell disruptiver Faktor ist die ab 2027 in Kraft tretende europäische CO2-Bepreisung (ETS2), die eine freie Preisbildung am Markt vorsieht und erhebliche Preissteigerungen für fossile Brennstoffe verursachen könnte.

Für die Verbraucher, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, bedeutet dies eine zunehmende Entkopplung zwischen den volatilen Kosten für fossile Brennstoffe und den tendenziell stabileren Strompreisen. Die Rentabilität einer Wärmepumpe hängt maßgeblich von den individuellen Verbrauchsmustern und den Kosten des CO2-Preises ab, was einen klaren Anreiz für die Elektrifizierung des Wärmesektors schafft. Das Ende der Ära des Wachstums fossiler Energieträger und die zunehmende Bedeutung von Energieeffizienz und Elektrifizierung definieren die strategischen Trends der nächsten Dekade.

1. Einleitung: Das Energiesystem als Spiegel der Zeitgeschichte

Die Entwicklung der Energiepreise ist ein zentraler Indikator für den technologischen Wandel, die wirtschaftliche Dynamik und die geopolitischen Spannungen einer Ära. Von den ersten Dampfmaschinen bis zu den vernetzten Stromnetzen der Gegenwart hat die Art und Weise, wie Gesellschaften Energie gewinnen und nutzen, die Grundpfeiler von Fortschritt und Stabilität geformt. Dieser Bericht verfolgt diese Entwicklung von der Hochphase der Industrialisierung bis in die prognostizierte Zukunft. Dabei wird die Energiepreisentwicklung nicht als isolierte statistische Reihe betrachtet, sondern als Resultat komplexer kausaler Zusammenhänge.

Die vorliegende Analyse stützt sich auf eine Synthese von Daten und Erkenntnissen aus einer Vielzahl von Quellen. Es werden sowohl historische Archive und wissenschaftliche Arbeiten als auch aktuelle Marktberichte und politische Analysen berücksichtigt. Das Ziel ist es, über eine reine Datenaufzählung hinauszugehen und die Mechanismen zu identifizieren, die für signifikante Preissprünge und langfristige Trends verantwortlich sind. Die Verknüpfung historischer Datenpunkte mit makroökonomischen und politischen Ereignissen ermöglicht es, tiefergehende Muster zu erkennen, die für die strategische Planung in der kommenden Dekade von entscheidender Bedeutung sind.

2. Eine historische Retrospektive: Die Entwicklung der Energiepreise von der Industrialisierung bis zur Zeitenwende 2022

2.1 Die Ära der Kohle (ca. 1850 – 1950)

Die Industrialisierung in Deutschland und Europa wurde maßgeblich von der Kohle angetrieben. Als dominierender Energieträger war Kohle das Rückgrat der Wirtschaft. Bis 1911 stammten nach Angaben des Deutschen Historischen Museums etwa 82 % aller Primärenergie aus kohlebetriebenen Dampfmaschinen. Die fortschreitende Industrialisierung war untrennbar mit einem ständig steigenden Energieverbrauch verbunden, der ohne die inländischen Kohlevorkommen nicht hätte gedeckt werden können.

Bereits in dieser frühen Phase zeigten die Kohlepreise eine deutliche Abhängigkeit von der Konjunktur. Die im Jahr 1873 einsetzende sogenannte Gründerkrise bremste den wirtschaftlichen Aufschwung abrupt ab, was sich unmittelbar in den Energiepreisen niederschlug. Der Preisindex für Kohle fiel in den Jahren 1873 bis 1879 von 116 auf 49, was belegt, dass die Preisvolatilität fossiler Brennstoffe keine Erscheinung der Neuzeit ist, sondern die Zyklen von Wirtschaftswachstum und Rezession stets direkt widerspiegelte. Diese frühe Phase des Energiezeitalters zeigt bereits, dass selbst ein grundlegender Energieträger wie Kohle, dessen Nutzung lokal beherrschbar schien, Preisschwankungen unterlag, die heute als typisch für globale Rohstoffmärkte angesehen werden.

2.2 Der Aufstieg von Erdöl und Erdgas (ca. 1950 – 1973)

Die Mitte des 20. Jahrhunderts markierte einen tiefgreifenden Wandel im Energiesystem der westlichen Welt. Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg, die als „Wirtschaftswunder“ bekannt sind, wurden maßgeblich durch ein schier unbegrenztes und vor allem preisgünstiges Angebot an Energie ermöglicht, insbesondere durch Erdöl. Die westlichen Industriestaaten bauten ihre Volkswirtschaften auf der Grundlage dieser kostengünstigen und stabilen Energieversorgung auf. Diese Phase der beispiellosen Stabilität und kontinuierlich sinkenden Strompreise bis zur ersten Ölpreiskrise 1973/74 trug entscheidend zum massiven ökonomischen Aufschwung bei.

Die wirtschaftliche Blütezeit schuf jedoch eine kollektive Erwartungshaltung, dass billige Energie jederzeit verfügbar sein würde. Diese Ära war von einer hohen Abhängigkeit von wenigen, multinationalen Ölkonzernen geprägt, die den Großteil der Lieferungen aus dem Nahen Osten kontrollierten. Die niedrigen Preise und die scheinbar unendliche Verfügbarkeit waren somit nicht nur ein Glücksfall, sondern eine wesentliche *Voraussetzung* für das rasante Wachstum und die Massenmotorisierung, die das Leben in den Industriestaaten prägten. Diese Phase endete jedoch abrupt, als die geopolitischen Realitäten die wirtschaftliche Bequemlichkeit einholten.

2.3 Die Ölpreiskrisen: Der geopolitische Schock und seine Folgen (1973 – 2021)

Die erste Ölpreiskrise vom Oktober 1973 war eine globale Zäsur. Als Reaktion auf den vierten arabisch-israelischen Krieg erhöhten die erdölfördernden Golfstaaten am 16. Oktober 1973 den Preis für Erdöl von drei auf fünf Dollar pro Barrel. Einen Tag später verkündete die „Organization of Arab Petroleum Exportin Countries“ (OAPEC) eine schrittweise Drosselung der Ölförderung und einen Lieferboykott gegen die USA und die Niederlande. Innerhalb eines Jahres stieg der Ölpreis um das Vierfache. Die wirtschaftlichen Folgen in den westlichen Industriestaaten waren gravierend: Das Wirtschaftswachstum brach ein, die Industrieproduktion nahm ab und die Arbeitslosenquoten stiegen an.

Die Krise führte zu einer tiefgreifenden “psychologischen Schockwirkung” in der Bevölkerung, die die Verletzlichkeit des eigenen Wohlstandes spürbar machte und die Illusion der unbegrenzten, billigen Energie beendete. Die Politik reagierte mit schnellen, sichtbaren Maßnahmen wie Sonntagsfahrverboten. Langfristig zwang die Krise die Regierungen zu einer grundlegenden Neuausrichtung ihrer Energiepolitik, mit dem Ziel, die Abhängigkeit von Erdöl zu verringern. Dies umfasste Sparmaßnahmen und die Diversifizierung der Energieträger hin zu Kohle und Erdgas sowie die Streuung der Bezugsländer.

Spätere Preisschocks unterstreichen die anhaltende Volatilität der globalen Ölmärkte. Während des zweiten Golfkriegs 1990/91 schnellte der Preis kurzzeitig auf über 40 USD/Barrel. Ende der 1990er-Jahre sank der Preis infolge der Asienkrise auf nur 10 USD, was die OPEC zu einer Förderdrosselung veranlasste, um die Preise wieder zu stabilisieren. Dies verdeutlicht die wiederkehrende Rolle der OPEC bei der bewussten Preisgestaltung, die den Markt weit über die natürlichen Kräfte von Angebot und Nachfrage hinaus beeinflusst.

2.4 Die Energiekrise 2022/2023: Russlands Krieg und seine Auswirkungen

Die jüngste Energiekrise, die Europa 2022/2023 erfasste, war ein direktes Resultat des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die internationalen Sanktionen gegen Russland führten zum Ausfall eines Großteils der Gasimporte, was die Situation auf den Energiemärkten drastisch verschärfte. Infolgedessen verdoppelte sich die Importrechnung Deutschlands für Kohle, Öl und Gas im Jahr 2022 fast auf 136,7 Milliarden Euro. Die größten Preissprünge verzeichneten die Importe von Erdgas mit einem Wertzuwachs von 123 % und von Kohle mit 172 %.

Diese Krise führte in Deutschland zu einer Inflationsrate von nahezu 9 % im Jahr 2022 und trieb die Gaspreise an den Börsen im September 2022 auf einen historischen Höchststand von rund 40 Cent pro Kilowattstunde. Im Gegensatz zur Ölkrise von 1973, die eine Krise der globalen Ölversorgung war, handelte es sich bei der Krise 2022/23 in Europa primär um eine Gaskrise, die durch die extreme Abhängigkeit von einem einzigen, nun unzuverlässigen Lieferanten ausgelöst wurde. Die unmittelbare Antwort darauf war die beschleunigte Diversifizierung der Bezugsquellen und der zügige Aufbau von LNG-Infrastrukturen in Europa, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Die Krise 2022/23 hat somit die Lehren aus 1973 auf eine neue, akute Ebene gehoben.

3. Aktuelle Marktanalyse: Stand 2024/2025 mit Spezialfokus Wärmepumpenstrom

3.1 Aktuelle Preisniveaus für Energieträger

Seit den Höchstständen im Jahr 2022/23 haben sich die Energiepreise wieder deutlich entspannt. Der Gaspreis für Neukunden ist um fast 70 % gesunken und liegt aktuell bei rund 11 Cent pro Kilowattstunde. Auch die Strompreise für Neukunden haben sich erholt und liegen im Durchschnitt zwischen 26 und 28 Cent pro Kilowattstunde. Trotz dieser Entspannung bleibt der Strompreis für Industriekunden in Deutschland im europäischen Vergleich hoch, was schon seit 2014 der Fall ist.

Diese anhaltend hohen Preise, gepaart mit anderen Faktoren wie Arbeitskräftemangel und Bürokratie, haben die Sorge vor einer De-Industrialisierung in Deutschland verstärkt. Nach Schätzungen des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) sind rund 20 % der industriellen Wertschöpfung in Gefahr, was die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland grundlegend bedroht. Die aktuelle Preisentwicklung ist daher nicht nur ein Kostenproblem für einzelne Unternehmen, sondern eine systemische Bedrohung für das deutsche “Geschäftsmodell”. Die Lage bleibt angespannt, obwohl die Differenz zu den Preisen in anderen EU-Ländern zuletzt leicht abgenommen hat.

3.2 Die Preisdynamik des Wärmepumpenstroms

Wärmepumpen gelten als Schlüsseltechnologie für klimafreundliches Heizen, doch die Kosten für die Systeme selbst sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Zwischen 2022 und 2024 verteuerten sich viele Systeme um über 40 %, angetrieben durch eine hohe Nachfrage bei gleichzeitigen Lieferschwierigkeiten für Komponenten wie Halbleiter und Steuerungselektronik sowie durch den Mangel an Fachkräften. Für 2025 wird jedoch eine leichte Entspannung der Preise erwartet. Langfristig streben die Hersteller an, die Kosten durch stärkere Serienfertigung und technische Verbesserungen bis 2030 um bis zu 40 % zu senken.

Die Betriebskosten von Wärmepumpen hängen wesentlich von der Wahl des Stromtarifs ab. Viele Stromanbieter bieten spezielle Wärmepumpenstromtarife an, deren Arbeitspreis 10 bis 30 % unter dem regulären Haushaltsstromtarif liegt. Allerdings ist die Nutzung dieser Tarife an Bedingungen geknüpft: Es ist ein separater Stromvertrag mit einem eigenen Stromzähler erforderlich. Dies führt zu Zusatzkosten, da zweimal der Grundpreis gezahlt werden muss (durchschnittlich 115 Euro pro Jahr) und der Einbau des zweiten Zählers zwischen 100 und 200 Euro kostet.

Die Rentabilität eines separaten Wärmepumpentarifs ist stark vom individuellen Verbrauch abhängig. Ein separater Stromvertrag lohnt sich in der Regel erst bei einem jährlichen Verbrauch von über 4.000 Kilowattstunden. Bei geringerem Verbrauch – wie er oft in gut gedämmten Neubauten oder sanierten Altbauten vorkommt – können die Einsparungen beim Arbeitspreis die zusätzlichen Fixkosten nicht ausgleichen. Auch die Nutzung von Strom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage spricht eher gegen einen separaten Zähler, da dieser die optimale Verteilung des Eigenverbrauchs erschwert.

Seit Anfang 2024 gibt es neue Regelungen, die für Transparenz sorgen: Neu installierte steuerbare Wärmepumpen (ab 4,2 kW) können einen pauschalen Rabatt von 110 bis 190 Euro pro Jahr auf das Netzentgelt erhalten, wenn sie über den Haushaltsstromzähler laufen. Diese Neuerung bietet eine attraktive Alternative und macht die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpenstrom zu einer komplexen, aber berechenbaren Entscheidung.

Um die Wirtschaftlichkeit zu veranschaulichen, stellt die folgende Tabelle die Kosten für einen beispielhaften Haushalt gegenüber:

VerbrauchsszenarioHaushaltsstrom (35 Ct/kWh, 150 €/Jahr Grundpreis)Wärmepumpenstrom (28 Ct/kWh, 115 €/Jahr Grundpreis) + HaushaltsstromWirtschaftlichkeit Wärmepumpentarif
3.000 kWh/Jahr1.050 € + 150 € = 1.200 €840 € (WP) + 1.225 € (HH) = 2.065 €
6.000 kWh/Jahr2.100 € + 150 € = 2.250 €1.680 € (WP) + 1.225 € (HH) = 2.905 €
9.000 kWh/Jahr3.150 € + 150 € = 3.300 €2.520 € (WP) + 1.225 € (HH) = 3.745 €

Hinweis: Die Zahlen dienen der Veranschaulichung und können je nach Anbieter und Region stark variieren. Die Tabelle zeigt, dass sich die zusätzlichen Kosten für den separaten Zähler und den zweiten Grundpreis erst ab einem bestimmten Verbrauch amortisieren. Die Haushaltsstromkosten wurden auf Basis eines Jahresverbrauchs von 3.500 kWh und eines Preises von 35 Ct/kWh berechnet, zuzüglich eines Grundpreises von 150 Euro.

4. Prognose für die nächsten zehn Jahre (2025 – 2035): Transformation durch Bepreisung

4.1 Die zentrale Rolle der CO₂-Bepreisung

Die Bepreisung von CO2-Emissionen ist das zentrale politische Instrument zur Erreichung der Klimaziele und wird die Preislandschaft für fossile Energieträger in den kommenden Jahren fundamental verändern. Seit 2021 existiert in Deutschland ein nationaler CO2-Preis (nEHS) für Brennstoffe, die nicht vom europäischen Emissionshandel abgedeckt sind, darunter Heizöl, Gas, Benzin und Diesel. Der Preis ist von 25 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2021 auf 45 Euro im Jahr 2024 gestiegen und soll 2025 auf 55 Euro pro Tonne erhöht werden.

Die größte Zäsur wird mit der Einführung des europäischen Emissionshandelssystems (ETS2) für die Sektoren Gebäude und Verkehr ab 2027 erwartet. Ab diesem Zeitpunkt wird der CO2-Preis nicht mehr politisch festgesetzt, sondern durch einen freien Handel mit Zertifikaten gebildet. Experten prognostizieren, dass dies zu einem massiven Preisanstieg auf bis zu 200 Euro pro Tonne führen könnte. Eine solche Entwicklung hätte erhebliche Auswirkungen auf die Verbraucher: Die Heizkosten für einen durchschnittlichen Gaskunden könnten jährlich um rund 1.000 Euro steigen, und der Preis für einen Liter Benzin könnte um ca. 60 Cent zunehmen.

Obwohl das EU-System Dämpfungsmechanismen vorsieht, die bei einem Preisanstieg über 45 Euro pro Tonne die Freigabe zusätzlicher Zertifikate ermöglichen, wird die praktische Wirkung dieser Maßnahmen als begrenzt eingeschätzt. Die CO2-Bepreisung gilt als das effizienteste Instrument zur Lenkung von Investitionen in klimafreundliche Technologien. Allerdings birgt die potenzielle Wucht der Preissteigerungen erheblichen sozialen Sprengstoff, da die meisten Verbraucher auf diese Entwicklung nicht vorbereitet sind und ein geplantes „Klimageld“ zur finanziellen Entlastung der Bürger bislang aussteht.

Die folgende Tabelle illustriert die Entwicklung des CO2-Preises und seine Auswirkungen auf die Verbrauchskosten:

JahrCO2-Preis (€/t)Anstieg Gaspreis (Ct/kWh)Anstieg Heizölpreis (Ct/Liter)
202125ca. 0,60ca. 7
202230ca. 0,71ca. 8
202330ca. 0,58ca. 9,55
202445ca. 0,97ca. 14,33
202555ca. 1,19ca. 17,52
202655 – 65ca. 1,30ca. 19,11
ab 2027Freier MarktStarker Anstieg erwartetStarker Anstieg erwartet

Quelle: u. a. Polarstern Energie, Finanztipp, Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen. Die Werte basieren auf festen CO2-Sätzen bis 2026. Ab 2027 wird der Preis durch den freien Markt bestimmt.

4.2 Ausblick auf die Preisentwicklung der Energieträger

4.2.1 Stromprognose

Der Ausbau erneuerbarer Energien ist eine zentrale Säule der Energiepolitik und wird die Strompreisentwicklung maßgeblich beeinflussen. Studien prognostizieren, dass der geplante massive Ausbau von Wind- und Solaranlagen die Börsenstrompreise bis 2030 senken kann, selbst unter Berücksichtigung des parallelen Kohleausstiegs. Demnach könnten die Börsenpreise um bis zu 23 % fallen. Langfristig wird prognostiziert, dass bis 2030 zwei Drittel des Stroms in Europa aus erneuerbaren Energien stammen.

Dieser Effekt der sinkenden Erzeugungskosten am Großhandelsmarkt kommt jedoch nicht zwangsläufig vollständig beim Endverbraucher an. Der Endkundenpreis wird durch eine Vielzahl von Komponenten wie Netzentgelte, Steuern und Umlagen bestimmt. Obwohl die Börsenstrompreise sinken, wird für den durchschnittlichen Endverbraucher ein leichter Anstieg des Strompreises auf 38,89 Cent pro Kilowattstunde bis 2035 erwartet. Die zunehmende Produktion von Strom zu Grenzkosten von null Euro pro Megawattstunde durch erneuerbare Energien führt zwar zu sinkenden Großhandelspreisen und einer Verringerung der Preisschwankungen, die Kosten für den notwendigen Netzausbau können diesen preisdämpfenden Effekt jedoch für den Endkunden teilweise überkompensieren. Der Ausbau erneuerbarer Energien führt also nicht zwingend zu billigerem, sondern vor allem zu *stabilerem* Strom.

4.2.2 Prognose für Gas und Öl

Der langfristige Nachfragetrend für fossile Brennstoffe ist rückläufig. Nach den Prognosen der IEA wird die globale Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle bis spätestens 2030 ihren Höhepunkt erreichen, da die zunehmende Verbreitung von Elektrofahrzeugen und klimafreundlichen Technologien die Nachfrage in den Hauptverbrauchersektoren mindert.

Trotz des absehbaren Nachfragerückgangs bleibt der Preis von Gas und Öl weiterhin anfällig für kurzfristige Volatilität, die durch geopolitische Ereignisse, Produktionsentscheidungen der OPEC+ und die weltweite Konjunktur ausgelöst werden kann. Während einige Prognosen für die kommenden Jahre einen moderaten Preisrückgang erwarten, zeigen andere eine anhaltende Seitwärtsbewegung oder sogar einen Anstieg. Diese widersprüchlichen Prognosen verdeutlichen die inhärente Unsicherheit dieser Märkte. In der kommenden Dekade wird der Energiemarkt in zwei unterschiedliche Bereiche aufgeteilt: Der Markt für fossile Energieträger wird von einer rückläufigen Nachfrage und anhaltender Volatilität geprägt sein, während der Strommarkt, angetrieben durch den Ausbau erneuerbarer Energien und die CO2-Bepreisung, tendenziell zu größerer Stabilität und Kalkulierbarkeit findet.

5. Fazit und strategische Empfehlungen

Die historische Analyse der Energiepreise zeigt, dass das Energiesystem nicht statisch ist, sondern sich in Schüben und fundamentalen Brüchen entwickelt. Von der Kohle-Ära über die bequeme Abhängigkeit von billigem Öl bis zu den geopolitischen Schocks der Gegenwart war die Preisentwicklung stets ein Barometer für die zugrundeliegenden gesellschaftlichen und politischen Kräfte. Die kommenden zehn Jahre werden eine weitere, entscheidende Transformation einleiten, die maßgeblich durch die CO2-Bepreisung vorangetrieben wird.

Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass die Zukunft der Energie in der Elektrifizierung liegt. Die Bepreisung von Emissionen über den ETS2 ist das stärkste marktwirtschaftliche Instrument, um diese Transformation zu beschleunigen. Fossile Brennstoffe werden zwar nicht über Nacht verschwinden, aber ihre relative Bedeutung wird abnehmen, und ihre Preise werden weiterhin eine Quelle der Unsicherheit bleiben.

Vor diesem Hintergrund lassen sich folgende strategische Empfehlungen ableiten:

  • Langfristige Investitionsplanung: Für Unternehmen und private Haushalte bieten Investitionen in erneuerbare Energien und die Elektrifizierung (z. B. durch Wärmepumpen und E-Mobilität) einen klaren ökonomischen Vorteil. Sie reduzieren die Abhängigkeit von den volatilen und perspektivisch teurer werdenden fossilen Märkten und fördern langfristige Kosteneffizienz und Stabilität.
  • Politische Flankierung der Transformation: Die Einführung des ETS2 muss durch begleitende politische Maßnahmen wie die Auszahlung eines „Klimageldes“ abgesichert werden, um die sozialen Kosten der Energiewende abzufedern. Die mangelnde Vorbereitung der Öffentlichkeit auf potenziell massive Preissteigerungen birgt die Gefahr von Akzeptanzproblemen und sozialem Unfrieden, was den Fortschritt der Energiewende gefährden könnte.
  • Stärkung des Industriestandorts: Angesichts der hohen Energiepreise für die Industrie in Deutschland sind strategische Antworten erforderlich, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Der Fokus auf Energieeffizienz, der Ausbau von Grünstromkapazitäten und zielgerichtete Förderprogramme können dazu beitragen, das Geschäftsmodell der deutschen Industrie zu sichern.

Die kommende Dekade wird eine Zeit grundlegender Systemänderungen sein. Die Preise werden dabei nicht nur als Kostenfaktor fungieren, sondern als treibende Kraft, die den Wandel hin zu einem resilienten, diversifizierten und klimaneutralen Energiesystem beschleunigt.

6. Quellenverzeichnis

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  • [sofatutor.com/geschichte/videos/oelkrise-1973](https://sofatutor.com/geschichte/videos/oelkrise-1973)
  • powernewz.ch/rubriken/klimawandel-schweiz/energiekrise-ursache-auswirkungen-tipps/
  • bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Schlaglichter-der-Wirtschaftspolitik/2023/05/03-energiekrise-ueberwunden.html
  • verivox.de/strom/strompreise/
  • stromauskunft.de/strompreise/
  • [enbw.com/blog/wohnen/modernisieren-und-bauen/waermepumpe-so-haben-sich-die-preise-in-deutschland-seit-2022-entwickelt/](https://enbw.com/blog/wohnen/modernisieren-und-bauen/waermepumpe-so-haben-sich-die-preise-in-deutschland-seit-2022-entwickelt/)
  • [1komma5.com/de/waermepumpe/preisentwicklung/](https://1komma5.com/de/waermepumpe/preisentwicklung/)
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  • weforum.org/stories/2023/10/iea-energy-peak-fossil-fuel-demand-by-2030/
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  • [arepoconsult.com/publications/65-erneuerbare-senken-den-strompreis/](https://arepoconsult.com/publications/65-erneuerbare-senken-den-strompreis/)
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  • heizungsfinder.de/waermepumpe/wirtschaftlichkeit/waermepumpenstrom
  • zew.de/das-zew/aktuelles/die-meisten-sind-auf-diese-preise-nicht-vorbereitet

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