Für eine energieneutrale Zukunft
Die Entwicklung der Energiepreise ist ein Spiegel wirtschaftlicher, technologischer und politischer Veränderungen. Jede Epoche – ob Kohle, Öl oder erneuerbare Energien – brachte neue Preisbildungsmechanismen, Risiken und Chancen. Wer die Geschichte versteht, erkennt, warum Energiepreise keine Momentaufnahme sind, sondern Ausdruck tiefgreifender Systemumbrüche.
Dieser Beitrag zeichnet die Linien von der Kohlewirtschaft über die Ölkrisen bis zur Energiewende nach, erklärt Fachbegriffe wie Merit-Order oder EU-ETS und zeigt, welche Kräfte die Preisbildung heute und in Zukunft bestimmen.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war Kohle der Motor der Industrialisierung. Preise wurden lokal festgelegt; Transportwege, Förderkosten und Löhne bestimmten die Kostenstruktur. Mit der Verbreitung von Erdöl ab den 1950er-Jahren wurde Energie erstmals ein globales Handelsgut. Das ermöglichte günstige Versorgung – aber auch Abhängigkeit von politischen Krisen.
Die Ölkrisen von 1973 und 1979 offenbarten die Verletzlichkeit des Systems: Der Preis für Rohöl stieg in kurzer Zeit um mehrere Hundert Prozent[1]. Regierungen reagierten mit Effizienzprogrammen und strategischen Reserven. Gleichzeitig begannen Staaten, über alternative Energieformen nachzudenken – eine Keimzelle späterer Nachhaltigkeitspolitik.
Erstmals entstand ein internationaler Datenvergleich durch Organisationen wie die Internationale Energieagentur (IEA), die bis heute Preisindizes und Prognosen veröffentlicht[2].
In den 1990er-Jahren begann mit der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte eine neue Ära. Die Auflösung staatlicher Monopole machte Energie zur handelbaren Ware. 1998 trat in Deutschland das Energiewirtschaftsgesetz in Kraft, das Wettbewerb und Netzzugang neu regelte. Seitdem bestimmt der Markt die Preise – vor allem an Handelsplätzen wie der European Energy Exchange (EEX).
Die Preisbildung folgt dem Prinzip der Merit-Order: Günstige Erzeugungsarten (Wind, Photovoltaik) werden zuerst eingesetzt; teurere (Gas, Kohle) folgen. Das teuerste noch benötigte Kraftwerk bestimmt den Gesamtpreis. So wirken Rohstoffkosten, Wetter und CO₂-Preise direkt auf den Strommarkt[3].
Für Verbraucher bedeutete die Marktöffnung anfangs sinkende Preise – langfristig aber auch Volatilität. Energie wurde günstiger, aber unberechenbarer. Unternehmen mussten lernen, Preisrisiken aktiv zu managen.
Mit dem Jahr 2000 begann die deutsche Energiewende. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierte feste Vergütungen für Strom aus Wind und Sonne und schuf Investitionssicherheit. Ab 2005 wurde der EU-Emissionshandel (EU-ETS) eingeführt, der erstmals einen Marktpreis für Treibhausgasemissionen festlegte[4].
Seither setzt sich der Strompreis aus mehreren Komponenten zusammen: Großhandelspreisen, Netzentgelten, Steuern, Abgaben und CO₂-Kosten. Netzentgelte decken Betrieb und Ausbau der Netze, während Umlagen wie die KWKG- oder §19-Umlage gezielt Projekte fördern. Diese Vielfalt erklärt, warum deutsche Endpreise im europäischen Vergleich hoch sind[5].
Die Abschaffung der EEG-Umlage 2022 senkte die Stromkosten leicht, änderte aber nichts an der grundsätzlichen Preisstruktur: Sie bleibt komplex und stark reguliert.
Mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs brach die Energieversorgung Europas um. Am niederländischen TTF-Markt schossen die Gaspreise auf über 300 €/MWh – ein Allzeithoch. Strompreise an der EEX folgten diesem Trend, da Gaskraftwerke den Preis oft bestimmen. Viele Versorger gerieten unter Druck, und kurzfristige Beschaffung wurde zur Existenzfrage[6].
Die Bundesregierung reagierte mit einer Reihe von Notfallmaßnahmen: strategische Gasbevorratung, LNG-Importkapazitäten und schließlich die Gas- und Strompreisbremse ab 2023[7]. Diese Eingriffe dämpften den Preisschock, konnten aber strukturelle Probleme – etwa fehlende Speicher und Engpässe im Netz – nicht vollständig lösen.
Hinweis: Preisbremsen waren befristete staatliche Maßnahmen. Nach ihrem Auslaufen greifen wieder ausschließlich Marktmechanismen – mit teils erheblichen regionalen Unterschieden.
Gleichzeitig beschleunigte die Krise Investitionen in erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologien – ein Wendepunkt für Europas Versorgungssicherheit.
2024 zeigten sich die Märkte wieder stabiler: Der TTF bewegte sich zwischen 25 und 50 €/MWh, Strompreise lagen meist unter 2023. Der Anteil erneuerbarer Energien erreichte laut Fraunhofer ISE über 60 % – ein Rekordwert[8]. Damit verändert sich auch die Preisbildung: Je höher der Anteil fluktuierender Quellen, desto stärker schwanken Börsenpreise im Tagesverlauf.
Für Haushalte ergibt sich 2025 ein typisches Preisband von 30 – 35 ct/kWh beim Strom und 8 – 13 ct/kWh beim Gas – je nach Region und Netzstruktur. Gewerbliche Kunden profitieren stärker von sinkenden Börsenpreisen, während Fixverträge aus der Krisenzeit noch nachwirken.
Ab 2028 wird mit dem ETS2 ein zweiter Emissionshandel für Wärme und Verkehr eingeführt[9]. Fossile Energien werden dadurch teurer, Effizienz und Elektrifizierung gewinnen an Bedeutung.
Der Energiemarkt befindet sich im tiefsten Wandel seit der Elektrifizierung. Drei Trends bestimmen die kommenden Jahre: die Elektrifizierung aller Sektoren, der CO₂-Preis als Lenkungsinstrument und die Digitalisierung der Netze. Strom wird zum zentralen Energieträger – auch für Wärme und Mobilität. Das erhöht den Bedarf an Flexibilität, Speichern und intelligenter Steuerung.
Politisch stehen zwei Entwicklungen im Mittelpunkt: der beschleunigte Netzausbau und der Aufbau einer europäischen Wasserstoff-Infrastruktur. Beide sind Voraussetzung für Versorgungssicherheit und Preisstabilität. Gleichzeitig werden variable Stromtarife, Smart-Meter-Technologien und regionale Energiemärkte eine größere Rolle spielen.
Langfristig hängt die Preisentwicklung weniger von fossilen Brennstoffen als von Systemkosten ab – also Investitionen in Netze, Speicher und digitale Steuerung. Energie wird nicht unbedingt billiger, aber planbarer.
Die historische Perspektive zeigt: Energiepreise sind keine Naturkonstante, sondern ein Spiegel gesellschaftlicher Entscheidungen. Von der Kohle über das Öl bis zu Wind und Sonne verschoben sich Kosten, Risiken und Verantwortlichkeiten. Wer heute in Effizienz, erneuerbare Erzeugung und kluge Beschaffung investiert, kann Preisschwankungen abfedern und zugleich zum Klimaschutz beitragen.
Für Unternehmen und Haushalte bleibt entscheidend, die eigene Energiekompetenz zu stärken – durch Transparenz, Monitoring und Nutzung von Förderprogrammen. Die Zukunft gehört nicht dem billigsten, sondern dem intelligentesten Energieverbrauch.
Stand: 14. Oktober 2025
Dieser Beitrag dient ausschließlich der allgemeinen Information. Er ersetzt keine Energie-, Finanz- oder Rechtsberatung. Trotz sorgfältiger Recherche kann keine Haftung für Aktualität, Vollständigkeit oder Richtigkeit der Angaben übernommen werden. Preisentwicklungen hängen von politischen, technischen und globalen Faktoren ab und können sich jederzeit ändern.
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