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Vom Dampf zur Energieneutralität

Die Bedeutung der Wasserenthärtung für Dampfkessel: Ein Überblick über die Schlüsselmethoden

Wasser ist das Lebenselixier jedes Dampfkessels. Doch nicht jedes Wasser ist für den Einsatz in Hochtemperatursystemen geeignet. Die im Rohwasser gelösten Salze, insbesondere die Härtebildner Calcium () und Magnesium (), stellen eine erhebliche Bedrohung dar. Sie führen zur gefürchteten Kesselsteinbildung, einer isolierenden Schicht, die die Wärmeübertragung massiv behindert. Die Folgen sind drastisch: erhöhter Energieverbrauch, Materialüberhitzung und im schlimmsten Fall Anlagenausfälle oder sogar Explosionen. Eine effiziente Wasseraufbereitung, insbesondere die Enthärtung und Entsalzung, ist daher unerlässlich für den sicheren, effizienten und langlebigen Betrieb von Dampfkesseln.


1. Ionenaustausch: Die Standardmethode der Enthärtung

Der Ionenaustausch ist das am weitesten verbreitete und wirtschaftlichste Verfahren zur Entfernung der Wasserhärte.

  • Funktionsweise: Das Rohwasser wird durch ein Bett aus speziellen Kunstharzgranulaten geleitet. Diese Harze sind in der Regel mit Natriumionen () beladen. Beim Durchströmen des Wassers tauschen die Calcium- und Magnesiumionen im Wasser ihren Platz mit den Natriumionen des Harzes. Die Härtebildner bleiben am Harz haften, während Natriumionen ins Wasser abgegeben werden. Da Natriumsalze auch bei hohen Temperaturen in Lösung bleiben, bilden sie keinen Kesselstein.
    • Reaktion:   (wobei R für das Harz steht)
  • Regeneration: Sobald das Harz mit Calcium und Magnesium gesättigt ist, muss es regeneriert werden. Dies geschieht durch Spülung mit einer konzentrierten Natriumchlorid-Lösung (Kochsalzlösung). Die hohe Konzentration an Natriumionen im Regenerationsmittel drängt die angelagerten Härteionen vom Harz, die dann mit dem Abwasser ausgespült werden.
  • Anwendung: Ideal zur Reduzierung der Gesamthärte auf nahezu null. Meist die erste und wichtigste Stufe der Wasseraufbereitung für Kesselspeisewasser.

2. Teilentsalzung (Teilentsalzung über Ionenaustausch)

Die Teilentsalzung geht über die reine Enthärtung hinaus und reduziert zusätzlich einen Teil der gelösten Salze.

  • Funktionsweise: Hierbei werden stark saure Kationenaustauscher (analog zur Enthärtung, aber in der Wasserstoffform ) mit schwach basischen Anionenaustauschern kombiniert. Im Kationenaustauscher werden Kationen (wie , , ) gegen ausgetauscht. Im nachgeschalteten schwach basischen Anionenaustauscher werden Anionen starker Säuren (z.B. , , die aus den Salzen stammen) und die durch den Kationenaustausch gebildete (Kohlensäure) entfernt. Kohlensäure zerfällt zu und , wobei das in einem nachgeschalteten Entgaser entfernt wird.
  • Regeneration: Kationenaustauscher werden mit Säure (z.B. Salzsäure), Anionenaustauscher mit Lauge (z.B. Natronlauge) regeneriert.
  • Anwendung: Sinnvoll, wenn neben der Härte auch ein Teil der Salze (z.B. Chlorid und Sulfat) reduziert werden soll, um die Leitfähigkeit des Kesselwassers zu senken und die Absalzraten zu minimieren. Die Silikate (Kieselsäure) und CO2 aus den Bikarbonaten werden hierbei jedoch nicht vollständig entfernt.

3. Vollentsalzung (Ionenaustausch)

Die Vollentsalzung ist eine der umfassendsten chemischen Methoden zur Wasseraufbereitung.

  • Funktionsweise: Bei der Vollentsalzung durch Ionenaustausch durchläuft das Wasser stark saure Kationenaustauscher (in H-Form) und stark basische Anionenaustauscher (in OH-Form). Der Kationenaustauscher entfernt alle Kationen (wie , , , ) und ersetzt sie durch . Im Anschluss entfernt der stark basische Anionenaustauscher alle Anionen (wie , , , und auch Kieselsäure ) und ersetzt sie durch . und reagieren zu reinem Wasser ().
  • Regeneration: Kationenaustauscher werden mit Säure (z.B. Salzsäure), Anionenaustauscher mit Lauge (z.B. Natronlauge) regeneriert.
  • Vorteile: Erzeugt extrem reines Wasser mit sehr geringer Leitfähigkeit. Eliminiert praktisch alle gelösten Salze, einschließlich Kieselsäure, die in Hochdruckkesseln zu Ablagerungen an Turbinen führen kann.
  • Anwendung: Zwingend erforderlich für Hochdruckkessel und Kraftwerksanlagen, wo höchste Dampf- und Wassergüte gefordert ist, um Schäden an Kesseln und Turbinen zu verhindern.

4. Umkehrosmose (Osmose)

Die Umkehrosmose ist ein physikalisch-membranbasiertes Verfahren zur Entsalzung und Reinheit.

  • Funktionsweise: Hierbei wird Rohwasser unter hohem Druck (höher als der osmotische Druck) durch eine semipermeable Membran gepresst. Die Poren der Membran sind so klein, dass sie Wassermoleküle durchlassen, aber die meisten gelösten Salze (Ionen), organische Moleküle, Bakterien und Viren zurückhalten. Das Ergebnis sind zwei Ströme: Permeat (gereinigtes Wasser) und Konzentrat (Abwasser mit den zurückgewiesenen Verunreinigungen).
  • Vorteile: Entfernt einen sehr hohen Prozentsatz (bis zu 99%) aller gelösten Salze, organischen Stoffe und Mikroorganismen. Ist chemikalienarm im Betrieb (außer für Reinigungszyklen der Membranen) und erzeugt eine konstante Wasserqualität, unabhängig von Schwankungen im Rohwasser. Reduziert den Bedarf an nachgeschalteter chemischer Konditionierung.
  • Nachteile: Benötigt Vorbehandlung (Filterung, Enthärtung) zum Schutz der Membranen vor Verblockung und Verkalkung. Erzeugt einen Konzentratstrom (Abwasser). Höhere Investitionskosten im Vergleich zur reinen Enthärtung.
  • Anwendung: Immer häufiger als primäre Entsalzungsmethode eingesetzt, oft gefolgt von einem Ionenaustauscher (Polisher) für die Feinreinigung (z.B. für Hochdruckkessel). Auch zur Reduzierung der Rohwasserhärte vor dem Ionenaustausch, um dessen Regenerationszyklen zu verlängern.

Fazit: Die richtige Strategie für sauberes Kesselwasser 

Die Wahl der geeigneten Wasseraufbereitungsmethode ist entscheidend und hängt von Faktoren wie der Rohwasserqualität, dem Kesseltyp (Niederdruck, Hochdruck), den Betriebsanforderungen und der Wirtschaftlichkeit ab. Während der Ionenaustausch die Basis für eine effektive Enthärtung bildet, bieten Teil- und Vollentsalzung über Ionenaustauscher sowie die Umkehrosmose fortgeschrittene Lösungen zur Salzentfernung, die für moderne, effiziente und sichere Dampfkessel unverzichtbar sind.

Eine kombinierte Strategie – beispielsweise Umkehrosmose gefolgt von einem Mischbettionenaustauscher (zur Vollentsalzung der letzten Reste) – ist heute oft die bevorzugte Lösung für die Erzeugung von hochreinem Kesselspeisewasser. Die Investition in eine hochwertige Wasseraufbereitung zahlt sich durch deutlich längere Kessellebensdauer, reduzierte Wartungskosten und eine signifikante Energieeffizienzsteigerung aus. Ignoranz gegenüber der Wasserqualität ist nicht nur ein Risiko für die Anlage, sondern auch ein finanzielles Desaster.

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