Für eine energieneutrale Zukunft
Die Gaspreisentwicklung in Deutschland steht vor tiefgreifenden Veränderungen, die durch mehrere Faktoren geprägt wird. Neben den globalen Marktpreisen für Erdgas gewinnen nationale politische Entscheidungen zunehmend an Bedeutung. Die Einführung der CO2-Bepreisung für den Wärmesektor und die sich verändernde Struktur der Netzentgelte durch sinkende Gasverbrauchszahlen werden die Gasrechnung der Verbraucher in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen. Dieser Bericht analysiert die zu erwartende Entwicklung bis 2030 unter besonderer Berücksichtigung dieser beiden zentralen Treiber.
Die CO2-Bepreisung stellt einen der wesentlichsten Preistreiber für Gas in den kommenden Jahren dar. Seit 2021 gilt das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) für Brennstoffe, das fossiles Gas mit einem CO2-Preis belegt. Der Preis pro Tonne CO2 ist von anfänglich 25 Euro auf 45 Euro im Jahr 2024 gestiegen und wird voraussichtlich weiter ansteigen. Ab 2027 kommt das europäische Emissionshandelssystem ETS2 für Gebäude und Verkehr hinzu, das einen marktbasierten Preismechanismus einführt. Es handelt sich hierbei um verbindliches EU-Recht, das von der Bundesregierung nicht verhindert oder umgangen werden kann. Experten prognostizieren CO2-Preise von bis zu 200 Euro pro Tonne bis 2030. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh pro Jahr bedeutet dies Mehrkosten von bis zu 1.000 Euro jährlich allein durch die CO2-Bepreisung. Die genaue Entwicklung hängt maßgeblich von der europäischen Gesetzgebung und möglichen sozialen Abfederungsmaßnahmen wie dem geplanten Klimageld ab.
Ein oft unterschätzter Faktor in der Gaspreisprognose ist die Entwicklung der Netzentgelte. Durch die Wärmewende und den Umstieg auf Wärmepumpen sinkt die Anzahl der Gasanschlüsse kontinuierlich. Da die Fixkosten des Gasnetzes jedoch weitgehend unabhängig von der Auslastung sind, müssen diese auf immer weniger Verbraucher umgelegt werden. Netzbetreiber stehen vor der Herausforderung, die hohen Infrastrukturkosten auf eine schrumpfende Kundenzahl zu verteilen. Studien prognostizieren eine Verdopplung bis Verdreifachung der Netzentgelte pro Kilowattstunde bis 2030. Dieser Effekt wird besonders in ländlichen Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte stark ausgeprägt sein, während urbane Gebiete von Skaleneffekten profitieren könnten. Die Bundesnetzagentur arbeitet bereits an neuen Regulierungsansätzen, um diese Entwicklung sozial abzufedern.
Während die globalen Erdgaspreise an den Handelsplätzen wie TTF (Title Transfer Facility) nach der Energiekrise 2022 wieder ein normales Niveau erreicht haben, gewinnen die nationalen und europäischen Preiskomponenten zunehmend an Gewicht. Der reine Gasbeschaffungspreis macht heute nur noch etwa 30-40% des Endkundenpreises aus, während Steuern, Abgaben und Umlagen den Löwenanteil stellen. Die europäisch vorgegebene CO2-Bepreisung und die nationalen Netzentgelte werden diesen Trend weiter verstärken. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 nur noch etwa 25% des Gaspreises auf den eigentlichen Beschaffungspreis entfallen werden. Diese Entwicklung macht Verbraucher unabhängiger von globalen Preisschwankungen, aber abhängiger von europäischer und nationaler Energiepolitik. Die Volatilität der Großhandelspreise wird damit zwar geringer, aber der grundsätzliche Preispfad zeigt klar nach oben.
Die Gaspreisprognose zeigt erhebliche regionale Unterschiede innerhalb Deutschlands. Während Ballungsräume wie das Ruhrgebiet oder große Städte von relativ stabilen Netzentgelten profitieren können, müssen ländliche Regionen mit stark steigenden Kosten rechnen. In Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte und langen Leitungswegen werden die Netzentgelte voraussichtlich überproportional steigen. Zusätzlich variieren die CO2-Kosten je nach energetischer Qualität der Gebäude – unsanierte Altbauten mit hohem Verbrauch werden stärker belastet als energieeffiziente Neubauten. Diese regionale und verbrauchsabhängige Spreizung der Gaspreise wird soziale und wirtschaftliche Verwerfungen verursachen, die politischer Ausgleichsmechanismen bedürfen. Besonders betroffen sind Mieter in unsanierten Gebäuden in ländlichen Regionen, wobei die CO2-Bepreisung als EU-weite Regelung keine nationalen Sonderlösungen erlaubt.
Angesichts der prognostizierten Gaspreisentwicklung ergeben sich klare Handlungsempfehlungen für verschiedene Akteure. Für private Verbraucher wird die energetische Gebäudesanierung und der Umstieg auf alternative Heizsysteme wirtschaftlich immer attraktiver. Wärmepumpen, Fernwärme oder Biomasseheizungen können langfristig Kostensicherheit bieten. Für die Politik besteht die Herausforderung, den Transformationsprozess sozial abzufedern, wobei die CO2-Bepreisung als EU-Recht nicht verhindert werden kann. Das geplante Klimageld, gezielte Förderprogramme für energetische Sanierung und eine Reform der Netzentgeltstruktur sind essentielle Bausteine. Energieversorger müssen sich auf veränderte Geschäftsmodelle einstellen, die weniger auf Volumenverkauf als auf Energiedienstleistungen und Effizienzberatung setzen. Der Erfolg der Wärmewende hängt maßgeblich davon ab, dass die Gaspreisprognose nicht zu sozialen Härten führt, auch wenn die europäische CO2-Bepreisung keinen nationalen Spielraum für grundsätzliche Änderungen lässt.
Für das Jahr 2035 prognostizieren Energieexperten einen Gaspreis von voraussichtlich 18-25 Cent pro kWh für Endverbraucher. Diese vergleichsweise hohe Preisspanne ergibt sich aus der Unsicherheit bezüglich mehrerer Schlüsselfaktoren. Die Preisberechnung setzt sich voraussichtlich wie folgt zusammen:
Die CO2-Bepreisung wird den größten Kostenblock darstellen. Bei einem erwarteten CO2-Preis von 200-300 Euro pro Tonne ergibt dies Kosten von 4-6 Cent pro kWh. Die Netzentgelte werden aufgrund der stark gesunkenen Anzahl von Gasanschlüssen voraussichtlich auf 6-9 Cent pro kWh ansteigen, da die Fixkosten der Gasnetzinfrastruktur auf immer weniger Verbraucher umgelegt werden müssen. Der reine Gasbeschaffungspreis dürfte bei 4-7 Cent pro kWh liegen, abhängig von der globalen Marktentwicklung. Hinzu kommen Konzessionsabgaben von etwa 0,5-1 Cent pro kWh sowie die Mehrwertsteuer von 19% auf alle vorgenannten Komponenten.
Diese Entwicklung bedeutet eine Verdreifachung bis Vervierfachung der Gaspreise gegenüber 2024. Besonders betroffen werden Haushalte in ländlichen Regionen sein, wo die Netzentgelte überproportional steigen werden. Die europäische CO2-Bepreisung wird diesen Trend maßgeblich vorantreiben, da es sich hierbei um verbindliches EU-Recht handelt, das nicht auf nationaler Ebene verhindert werden kann.
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