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Wärmepumpe im Altbau: Wie alte Häuser ihre zweite Chance bekommen

Wer in einem Altbau wohnt, kennt das Gefühl: Der Charme vergangener Jahrzehnte trifft auf Heizkörper, die bei Frost unermüdlich glühen müssen. Für viele Eigentümer ist der Gedanke an eine Wärmepumpe zunächst paradox. Eine Technik, die mit niedrigen Temperaturen arbeitet – ausgerechnet in Häusern, die nach Wärme „schreien“? Und doch gilt sie inzwischen als Herzstück der deutschen Wärmewende.

Was einst als Technik für Neubauten galt, hält nun Einzug in Gebäude aus den 1960ern und 70ern. Moderne Systeme sind leistungsfähiger, leiser und anpassungsfähiger geworden. Sie können auch dort funktionieren, wo Wände nicht perfekt gedämmt sind. Entscheidend ist, wie sorgfältig das System geplant und abgestimmt wird. Denn: Im Altbau entscheidet die Gesamtorchestrierung von Gebäudehülle, Heizflächen und Wärmeerzeugung – nicht allein das Gerät im Keller.

Warum Wärmepumpen jetzt zur Altbau-Technologie werden

Vor zehn Jahren war die Wärmepumpe im Bestand kaum Thema. Heute ist sie das Symbol einer neuen Epoche. Gründe dafür gibt es viele: Der CO₂-Preis auf fossile Energien steigt stetig, während Strom aus Wind und Sonne günstiger wird. Hinzu kommt das politische Ziel der Klimaneutralität bis 2045 – Gebäude sollen dann nahezu emissionsfrei beheizt werden.[1]

Mit der EU-Förderpolitik und der deutschen BEG (Bundesförderung für effiziente Gebäude) hat sich das Spielfeld verschoben. Heute unterstützt der Staat Wärmepumpen im Altbau mit Zuschüssen von bis zu 45 % der Investitionskosten.[2] Die Technik ist also nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern wirtschaftlich attraktiver denn je.

Dass Wärmepumpen auch in alten Gebäuden funktionieren, zeigen zahlreiche Feldstudien: Selbst bei Radiatoren-Heizsystemen erreichen moderne Geräte Jahresarbeitszahlen über 3,5. Voraussetzung ist allerdings, dass die Heizflächen und die Gebäudehülle zumindest grundlegend optimiert werden.[3]

Die Physik dahinter – und warum der Altbau sie herausfordert

Eine Wärmepumpe funktioniert im Prinzip wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Sie entzieht der Umgebung (Luft, Erde oder Grundwasser) Wärme, verdichtet sie über ein Kältemittel und gibt sie auf höherem Temperaturniveau an das Heizsystem ab. Je kleiner der Temperaturunterschied zwischen Quelle und Heizsystem, desto effizienter arbeitet das System.

Altbauten stellen dabei besondere Anforderungen. Während Neubauten mit 30–35 °C Vorlauf auskommen, benötigen alte Radiatoren oft 55 °C oder mehr. Je höher die Vorlauftemperatur, desto mehr Strom braucht die Wärmepumpe – und desto kleiner wird der SCOP (Seasonal Coefficient of Performance).[4]

Die gute Nachricht: Moderne Geräte sind auf höhere Temperaturen ausgelegt. Hochtemperatur-Wärmepumpen erreichen heute bis zu 70 °C, ohne massiv an Effizienz zu verlieren.[5] Entscheidend bleibt die hydraulische Einbindung: große Heizflächen, gut abgeglichene Kreisläufe und eine sorgfältige Regelung.

Technik im Wandel – von der Luft bis ins Erdreich

Die gängigste Lösung im Bestand ist die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie nutzt die Außenluft als Wärmequelle, lässt sich einfach nachrüsten und benötigt wenig Platz. Allerdings schwankt ihre Effizienz mit der Außentemperatur. Bei Frost fällt der COP deutlich ab – genau dann, wenn Heizleistung gefragt ist.

Stabiler arbeiten Sole-Wasser-Wärmepumpen, die Erdwärme über Flächenkollektoren oder Sonden nutzen. Sie liefern ganzjährig konstante Temperaturen um 10 °C und erreichen COP-Werte über 4,5 – dafür ist der Aufwand höher, da Bohrungen und Genehmigungen nötig sind.[6]

Eine dritte Variante, die Wasser-Wasser-Wärmepumpe, nutzt Grundwasser als Energiequelle. Sie ist besonders effizient, aber genehmigungspflichtig und nur dort sinnvoll, wo stabile Grundwasserstände vorliegen.[7]

Für die Zukunft wird zudem an Hybridlösungen geforscht, die Wärmepumpen mit Solarthermie oder Abwärmenutzung kombinieren – ein Ansatz, der für Altbauten mit wechselndem Wärmebedarf ideal sein kann.

Praxis: Rechnen, Dämmen, Fördern

Ein reales Beispiel: Ein Einfamilienhaus von 1972, 180 m² Wohnfläche, bisher Gasheizung, Jahreswärmebedarf rund 24.000 kWh. Nach Fenstertausch und leichter Fassadendämmung sinkt der Bedarf auf etwa 18.000 kWh. Wird eine moderne Luft-Wasser-Wärmepumpe mit SCOP = 3,8 eingesetzt, ergibt das einen Stromverbrauch von rund 4.700 kWh pro Jahr – also etwa 1.400 € Betriebskosten (bei 0,30 €/kWh). Zum Vergleich: Gas hätte etwa 2.400 € gekostet.[8]

Die Investitionskosten liegen inklusive Einbau bei rund 25.000 €, von denen über die BEG-Förderung rund 9.000 € übernommen werden können.[9] So verkürzt sich die Amortisationszeit auf etwa 9 Jahre – und der Eigentümer profitiert langfristig von stabilen Betriebskosten.

Dazu kommt die ökologische Bilanz: Pro Jahr werden im Beispiel etwa 3 Tonnen CO₂ eingespart.[10] In Kombination mit einer Photovoltaikanlage kann der Strombedarf zusätzlich um 30–50 % gedeckt werden – das macht die Wärmepumpe zur echten Null-Emissionslösung.

Herausforderungen bleiben – aber sie sind lösbar

Die Wärmepumpe ist kein Allheilmittel. In unsanierten Gebäuden mit alten, kleinen Heizkörpern stößt sie an physikalische Grenzen. Auch der Strompreis spielt eine Rolle: Bei ungünstigen Tarifen können Betriebskosten hoch bleiben. Dennoch: Der Trend zeigt klar nach oben. Immer mehr Hersteller optimieren Geräte speziell für den Bestand, entwickeln adaptive Steuerungen und verbessern Kältemittelkreisläufe.[11]

Ein weiterer Schlüssel liegt in der Gebäudedigitalisierung: Intelligente Regelungssysteme, die Wetterprognosen und Stromtarife berücksichtigen, können Effizienzgewinne von bis zu 15 % erzielen.[12]

Fazit: Alte Häuser, neue Verantwortung

Die Wärmepumpe ist längst nicht mehr nur Technik für Neubauten – sie wird zum Werkzeug der energetischen Transformation. Der Altbau ist kein Hindernis, sondern ein Prüfstein: Hier zeigt sich, ob Technik, Planung und Förderung wirklich greifen.

Wer bereit ist, die eigenen vier Wände als System zu verstehen – als Zusammenspiel von Gebäudehülle, Heizung, Strom und Nutzerverhalten – kann aus einem Energieverbraucher ein klimafreundliches Zuhause machen. Eine Wärmepumpe im Altbau ist kein Widerspruch, sondern eine Einladung, Verantwortung und Zukunft zu verbinden.

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